Sarah und Henning- ein Fragment
F:Wieso ein Fragment? Ist der Name Programm?
A:Wir gehen davon aus, dass wir heute abend nicht zu einem Ende kommen.
Ganz entspannt sind wir sowieso nicht, zumindest ich nicht.
S: Ich bin entspannt, gerade, ja, doch.
F: Glaubst du, dass du dein schönstes Erlebnis noch haben wirst, oder es schon hattest?
A: Ich hoffe, ich werde es noch haben. Ich hatte schon tolle Momente in meinem Leben.Triumphe, Genüsse. Nahezu vollkommene Momente. Ich glaube aber, das Gefühl, alles
richtig gemacht zu haben, und zu wissen, dass es weitergeht, werde ich noch haben. Dieses echte Glücksgefühl, wissen Sie.
F:Nein, aber das tut nichts zur Sache.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Was soll das? Nun, ich habe keine Ahnung. Meine Gedanken fließen momentan so zäh wie Hack, dass Sie durch den Fleischwolf drehen wollen, nachdem es drei Tage in der Sonne lag. Aber da kann man wohl nichts machen. Wenden wir uns also wieder unserem Gespräch zu:
F: Ich habe eine interessante These, die von S und F beantwortet werden kann, aber nicht muss.
Die durchschnittliche Palituchträgerin im Teenageralter interessiert sich
- rein durchnschnittlich- im Jahre 2008 weniger für Kernphysik als, sagen wir mal, vor zehn Jahren.
S, Ihre Meinung?
S: Die durchschnittliche Palituchträgerin hat sich auch vor 10 Jahren nicht für Kernphysik interessiert. Jedoch sollte man bedenken, dass, würde sie sich für Kernphysik interessieren, sie vor zehn Jahren höhere Chancen gehabt hätte, auf diesem Gebiet erfolgreich zu sein. Wenn Sie verstehen, was ich meine.
A: Dem möchte ich widersprechen. Vor zehn Jahren haben ganz andere Milieus, nämlich die bildungsbürgerlichen, die Kufiya getragen, als vermeintlich "linkes" Symbol- freilich ohne genaues politisches Hintergrundwissen. Einher ging dies oft mit einem Engagement auch für ökologische Themen, und damit auch ein gewisses naturwissenschaftliches Interesse. Einige erinnern sich vielleicht noch gut an die Anti-Atom-Kampagnen der neunziger
Jahre im Wendland, bei denen viele Junghäsinnen Palituch trugen. Heute tragen Palituch junge Möchtegern-Mudjaheddin der westdeutschen Großstädte, und dieses Symbol ist gegenwärtig Mode im adaptiven, und nur noch vereinzelt im bürgerlichen Milieu.
S: Zu diesem Thema würde ich gerne jermanden befragen. C., was meinen Sie dazu?
C: Ey, du bist ja n ganz schlauer, nee?! Was geht disch das an, was cih trage. Ich trag worauf ich
Bock hab, laber mal nich hier rum ey!
S: Danke C. . Zu ihnen, A.: Zwar...
Denkpause. Sehen sie sich S. an. Jetzt auch sie am Zeitpunkt des totalen Gehirnhacks angekommen. Alles, was sie ab jetzt sagen wird, wird nurnoch für die glücklichen Irren unter Ihnen verständlich sein.
A: Das, was im Zwischentext vermerkt wurde, ist nicht immer etwas ungewöhnliches.
Ich möchte gerne eine Schilderung eines erotischen Erlebnisses folgen lassen.
Irgendwelche Einwände?
S: Wie könnte ich dies, bei einer so charmanten Überleitung, ablehnen? Nur zu, A.
A: Nun gut... Ich bin abgelenkt. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt schildern.
Vorerst möchte ich ein paar Bemerkungen zum Wetter machen. Das Tiefdruckgebiert der letzten Woche mit seiner typischen trockenen Wetterlage hilet ungewöhnlich lange für die Jahreszeit. Ob das gut für die Landwirtschaft ist? S, was meinen Sie dazu?
F: Eigentlich stelle ich die Fragen...
A: Naja...
S: Gott, nicht, dass mir die Landwirtschaft jemals wichtig gewesen wäre, aber im Moment ist sie es noch weniger. Aber, ok, sollte es nicht gut für die Landwirtschaft sein, dann tut es mir natürlich leid.
A: Ich mache mir Sorgen um die Bauern.
S: Dazu gibt es keinen Grund. Schliesslich gibt es heutzutage Bauern rettende Formate wie
"Bauer sucht Frau".
F: Das ist zwar richtig, dennoch geben erhöhte Cholesterinwerte und ein überdurchschnittlicher Body-Mass-Index der hiesigen Landwirte Grund zur Sorge, trotz wirtschaftlicher Erfolge in dieser Branche. Denn: was täten wir nur ohne sie, unsere Bauern? Keine Brötchen am Sonntag, keine Weihnachtsbäume, Gar nichts! Ein Horrorszenario...
S: Dazu fällt mir nur ein: Wer kein Brot hAT; soll Kuchen essen!
A: Und abschließend, um Marie Antoinette zu zitieren: Der dümmste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln. Gegen Demokraten helfen nur Zigaretten. Guten Abend.